bili_49366645751:Winter
Paul Celan
Es FAELLT NUN, MUTTER, Schnee in der Ukraine:
Des Heilands Kranz aus tausend Koernchen Kummer.
Von meinen Tränen hier erreicht dich keine.
Von frühern Winken nur ein stolzer stummer...
Wir sterben schon: was schlaefst du nicht, Baracke?
Auch dieser Wind geht um wie ein Verscheuchter...
Sind sie es denn, die frieren in der Schlacke -
die Herzen Fahnen und die Arme Leuchter?
Ich blieb derselbe in den Finsternissen:
erloest das Linde und entbloesst das Scharfe?
Von meinen Sternen nur wehn noch zerrissen
die Saiten einer überlauten Harfe...
Dran haengt zuweilen eine Rosenstunde.
Verloeschend. Eine. Immer eine...
Was war es, Mutter: Wachstum oder Wunde -
versank ich mit im Schneewehn der Ukraine?
(Aus:Gedichte 1938 -1948, Paul Celan)